Bei der diesjährigen Reiseplanung war eines relativ schnell klar: Wir wollen auf Plastikflaschen verzichten. Dazu habe ich schon länger mit einem Wasserfiltersystem geliebäugelt und so ist auch die Idee zu diesem Wasserfilter Wohnmobil Test entstanden. Am Markt gibt es völlig unterschiedliche Systeme, was die Auswahl nicht gerade leicht gemacht hat. In diesem Artikel erfährst du alles über ein Konzept für ein normales Wohnmobil und auch die Erfahrungen eines Langzeittests.
Die Motivation dazu ist folgende: Früher haben wir (wie so gut wie jeder andere auch) auf Reisen unser Trinkwasser in Flaschen gekauft. Dadurch ist schnell einiges an Plastikmüll zusammengekommen. Im Schnitt dürften das bei zwei Personen drei Plastikflaschen pro Tag gewesen sein, das sind 21 Plastikflaschen pro Woche. Allein dafür mussten wir immer entsprechenden Platz berücksichtigen und meistens standen nach dem Einkaufen vier Sechserpacks irgendwo im Fußraum herum.
Bisher habe ich das Wasser aus dem Wohnmobilwassertank eigentlich nur zum Spülen, Duschen und Zähneputzen verwendet. Um z.B. Nudeln oder Kartoffeln zu kochen habe ich es dann vorher abgekocht, je nachdem, wie lang das Wasser schon im Wassertank gestanden ist.
Und nicht zuletzt durch unseren Familienzuwachs habe ich mir dann doch etwas mehr Gedanken über das Wassersystem gemacht. Überall wird man damit konfrontiert, alles abzukochen und extrem peinlich auf Hygiene zu achten. Auch wenn mir das manchmal übertrieben erscheint, war schnell klar: Wir wollen sauberes Trinkwasser im Wohnmobil haben!
Doch wie funktioniert ein Wasserfilter im Wohnmobil? Ist es nur ein Filter oder braucht man mehrere Filter? Kann ich damit Wasser aus jeder Dreckpfütze tanken? Braucht man sowas, wenn man nur Leitungswasser tankt? Mit diesen und noch viel mehr Fragen habe ich mich beschäftigt. Auf der Abenteuer Allrad habe ich mich bei den verschiedenen Firmen informiert und schließlich für ein System von WM Aquatec entschieden.
Doch nun zuerst einmal zu meinem neuen Wasser-Konzept für das Wohnmobil.
Inhaltsverzeichnis
Wasserfilter im Wohnmobil: Konzept
Damit man sich die Komponenten für eine passende Wasseraufbereitungsanlage bestellen kann, kommt man nicht darum herum, sich ein Konzept erarbeiten, das für das eigene Wohnmobil passt. Je nach Anforderung braucht man unterschiedliche Komponenten. Aber keine Angst, das ist eigentlich gar nicht so kompliziert.
Schematisch dargestellt ist das Wassersystem in einem Standard-Wohnmobil relativ einfach:
Das Spiel mit Wahrscheinlichkeiten
An vielen Stellen kann hier mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit etwas „passieren“. Und bei der Konzepterstellung geht es genau darum, den gesamten Weg vom Betanken bis hin zur Wasserentnahme individuell zu betrachten.
Wenn man sein Wassersystem nur vor groben Dreck schützen will und es egal ist, ob das Wasser nach ein paar Tagen nicht mehr ganz frisch ist, dann macht ein kleiner Filter zum Betanken Sinn.
Wenn man das Wasser trinken will, dann sollten alle möglichen Krankheitserreger beseitigt sein. Kandidaten sind z.B. Parasiten, Bakterien, Viren. Da ist es wichtig, die Wahrscheinlichkeit zu reduzieren, dass sie überhaupt erstmal ins System kommen. Falls aber durch eine Restwahrscheinlichkeit doch etwas ins Wassersystem kommt, kann sich so ein Bösewicht vermehren.
Von daheim sind z.B. Legionellen sehr bekannt. Hier muss die Wahrscheinlichkeit reduziert werden, dass sie sich vermehren können. Daher muss auf „tote“ Stichleitungen verzichtet werden und die Temperatur so hoch gewählt werden, dass sie kein schönes Lebensumfeld haben. Dies gilt genauso für ein Wohnmobil: Keine toten Stichleitungen und die Temperatur vom Boiler richtig einstellen.
Am Ende ist es immer die Frage: Wie wahrscheinlich ist es, dass etwas von außen in mein Wassersystem gelangt oder sich dort vermehrt. Und hierzu gibt es durchaus ein breites Angebot am Markt. Die Kunst ist es jetzt, das Notwendige vom Unpassenden zu unterscheiden.
Wasserquelle: Leitungswasser, Oberflächenwasser, Salzwasser?
Wenn man in Europa unterwegs ist, kann man eigentlich auf eine gute Wasserversorgung zurückgreifen. Auch wenn es manchmal etwas komplizierter ist, im Normalfall wird das Wohnmobil aus dem Wasserleitungsnetz betankt. Doch meine Erfahrungen zeigen, dass es deutliche Unterschiede beim Leitungswasser gibt. Nach jeder längeren Reise hatte ich etwas Sand im Wassertank.
Grober Dreck wie Sand und Rost soll beim Betanken bereits herausgefiltert werden. Das ist relativ kostengünstig möglich. Wenn man andere Wasserquellen als das Leitungsnetz nutzen will, wird es deutlich teurer.
Oberflächenwasser hat natürlich auch einen gewissen Charme: Man steht mitten in der Natur an einem See oder einem Bach und hätte damit unendliche Wasserreserven. Allerdings gibt es dadurch ganz schnell deutlich andere Ausgangsbedingungen, die berücksichtigt werden müssen. Zum Einsatz kommt hier normalerweise ein mehrstufiges Filtersystem (Kaskade), das zuerst den groben Dreck herausfiltert und dann immer feiner wird. Die Rechnung ist dann eine ganz ganz einfache: Man braucht nicht ein Gehäuse mit einem Filter, sondern drei Gehäuse mit drei Filtern. Das bedeutet höhere Anschaffungskosten und auch höhere Nutzungskosten, da die Filter regelmäßig getauscht werden müssen.
Salzwasser aufzubereiten wäre dann noch mal eine ganz andere Liga. Das kann man nicht einfach nur filtern, sondern hierzu wäre eine Osmoseanlage notwendig.
Wenn man mit dem Wohnmobil nur in Europa unterwegs ist, dann sollte es ausreichen, sich zwischen Leitungswasser und Oberflächenwasser zu entscheiden. Hierzu muss man das Kosten-Nutzen-Verhältnis ganz klar abwiegen. Ich entscheide mich dafür, Wasser nur aus dem Wasserleitungsnetz zu tanken. Ich möchte mir dabei allerdings offen lassen, später einmal aufrüsten zu können, um auch Oberflächenwasser zu tanken.
Wassertank: Wasserkonservierung
Wenn man das Wasser beim Betanken filtert, hat man eigentlich sauberes Wasser im Wassertank. Klassischerweise wird es allerdings nicht innerhalb kurzer Zeit sondern bleibt dort länger stehen. Bakterien freut das und sie haben genügend Zeit, sich wunderbar zu vermehren. Daher macht es im Fall vom Wohnmobil durchaus Sinn, das Wasser zu konservieren. Dies kann beispielsweise mit Silberionen erfolgen.
Trinkwasseraufbereitung Stufe 1: Aktivkohlefilter
Der Aktivkohlefilter sorgt dafür, dass Schadstoffe wie beispielsweise Schwermetalle, Pestizide und Chlor zurückgehalten werden. Auch Geschmacksstoffe werden herausgefiltert. Bekannt ist diese Filtermethode auch im Haushaltsbereich (zum Beispiel von der Firma Brita).
Damit ein Aktivkohlefilter optimal funktionieren kann, sollte man ihn ausreichend dimensionieren. Je mehr Zeit das Wasser hat, langsam durch den Filter zu fließen, desto besser wird es gefiltert. Hier gilt die einfache Regel: Je größer, desto besser.
Trinkwasseraufbereitung Stufe 2: Wasserdesinfektion
Am aufwändigsten ist die Wasserdesinfektion. Dies kann chemisch (z.B. mit Chlor) oder thermisch (z.B. langes Abkochen) erfolgen. Eine Variante des thermischen Verfahrens ist die Bestrahlung mit UV-Licht. Dabei werden Bakterien und Viren zerstört.
Wichtig ist dazu, dass das Wasser absolut sauber ist, damit das UV-Licht auch das ganze Wasser durchdringen kann. Aus diesem Grund sollte dem UV Filter immer auch ein physikalischer Filter wie der Aktivkohlefilter vorgeschaltet sein.
Gesamtkonzept für ein Wasserfiltersystem im Wohnmobil
In meinem Fall (und das sollte für einen Großteil der Wohnmobile passen) sieht das Konzept wie folgt aus:
1. Das Wasser wird ausschließlich aus dem Leitungsnetz entnommen. Beim Füllen des/der Wassertanks sorgt ein 1µm-Betankungsfilter dafür, dass kein grober Dreck und keine Bakterien in den Tank gelangen.
2. Das Wasser im Tank wird mit Silberionen konserviert, damit sich keine Bakterien vermehren können.
3. Kurz vor der Entnahme soll die Kombination aus einem Aktivkohlefilter und einem UV Filter für wohl schmeckendes und desinfiziertes Trinkwasser sorgen.
Mit diesem Konzept gehe ich mal ins Rennen und es ist die Basis für den „Wasserfilter Wohnmobil Test“.
Wohnmobil Wasserfilter von WM Aquatec im Test
Testobjekt
Der Betankungsfilter mit 1µm soll dafür sorgen, dass der Wassertank sauber bleibt. Mit 1µm filtert er nicht nur grobe Verunreinigungen wie Sand raus, sondern auch Bakterien.
Zum Angebot auf AmazonDamit auch bei längerer Standzeit eventuelle Bakterien keine Chance haben, sich zu vermehren, wird das Wasser mit Silberionen konserviert.
Zum Angebot auf AmazonDa genüged Platz vorhanden ist, wird das große Gehäuse (M) verbaut.
Zum Angebot auf AmazonDer Wasserfilter mit Aktivkohle hat zwei Aufgaben: Mit 10µm Feinheit sorgt er vor allem dafür, dass nur absolut klares Wasser in den UV-Filter gelangt. Des Weiteren soll er Geschmacksstoffe, Pestizide, Schwermetalle zurückhalten.
Zum Angebot auf AmazonIn diesem Filter wird das Wasser mit UV-Licht bestrahlt und dadurch sollen Bakterien und Viren „inaktiviert“ werden.
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Testumgebung
Um das Wasserfiltersystem zu testen muss ich natürlich dorthin, wo es warm ist und wo das Wasserleitungsnetz nicht ganz so perfekt ist wie hier. Also muss ich dazu nach Südeuropa. Extra für diesen Test verbringe ich also zwei Monate in Italien / Sizilien mit meinem Wohnmobil. ;-)
Testziel / meine Erwartungen
Ich erwarte mir von dem Filtersystem, dass ich immer sauberes und wohl schmeckendes Trinkwasser habe, egal wann und wo ich meinen Wassertank gefüllt habe.
Ob es wirklich „Trinkwasser“ ist, ist als Laie etwas schwer zu testen. Dazu müsste ich ein komplettes Labor mitnehmen und täglich Trinkwasserproben nehmen. Diesen Aufwand kann und will ich nicht mit diesem Testbericht leisten. Daher beschränke ich mich hauptsächlich auf den Geschmack, etwas Vertrauen in das System und werde meinen Fokus sehr stark auf das Handling legen:
Wie funktioniert diese Filteranlage im Alltag, was muss man beachten und ist es ein ausgereiftes System, das ich weiterempfehlen kann?
Technische Daten
- Wann muss Filter gewechselt werden?
- [1] UVC 5000h Wasserentnahme
Lieferumfang und erster Eindruck
Wasserfilter-Set Mobile Edition
Lieferumfang:
Was gleich auffällt: Das Gehäuse ist sehr hochwertig, der Kunststoff macht einen sehr stabilen Eindruck, von „Billigplastik“ kann hier keine Rede sein. Die Schlauchanschlüsse sind aus Edelstahl und sollten so auch wirklich robust sein.
Was mir allerdings beim mitgelieferten PP-Filter auffällt: Der Abdruck vom Gehäuse ist nicht wirklich zentriert:
Das wirft bei mir ein paar Fragezeichen auf. Ich dachte eigentlich, dass man das Filterelement bei Nichtgebrauch aus dem Filter nehmen kann/soll. Wenn ich den aber wieder einsetze, ist es absolut unmöglich, ihn wieder exakt gleich einzusetzen. Wir reden hier von einem Spiel von mehreren Millimetern. Ich probiere es etwas aus – jedes Mal kommt ein neuer Abdruck dazu. Der Filter sitzt zwar fest, aber Verunreinigungen, die sich am Rand ablagern, würden beim Herausnehmen des Filters damit beim nächsten Mal automatisch in den Tank gelangen. Punktabzug!
Es scheint, als würden Zentrierring fehlen. Aber auch der Telefonsupport von WM Aquatec kann mir hier keine Auskunft geben. Ich werde vertröstet, bekomme aber keine Rückmeldung mehr. Nochmals Punktabzug!
Da ich endlich los kommen will und keine Zeit habe, mich weiter damit zu befassen, muss ich mich mit der Situation zurechtfinden und das ganze relativieren. Zum einen will ich nur Wasser aus Leitungen tanken, wichtig ist mir hier vor allem, groben Schmutz zu filtern. Ich werde regelmäßig (mindestens einmal pro Woche) Wasser tanken, so dass der Filter ständig in Betrieb ist. Es sollte also nicht notwendig sein, das Filtergehäuse zu öffnen. Damit bleibt die Barriere bestehen.
Ich werde da nochmal weiter nachforschen. Um eines aber vorweg zu greifen: Ob dieser Vorfilter sinnvoll ist, siehst du beim Ergebnis vom Langzeittest.
Silbernetz zur Wasserkonservierung
Das Silbernetz kann man entweder einzeln oder als „Hygiene-Trio für Frischwassersysteme“ im Set mit Reinigungsmitteln für das Wassersystem kaufen (Tipp: Ist in Summe etwas günstiger).
Auspacken, ok, nichts auffälliges.
Wasserfilter-Gehäuse Größe M, Aktivkohlefilter
Lieferumfang:
Auch das große Gehäuse und die Anschlüsse machen einen sehr hochwertigen Eindruck:
Das Gehäuse Größe M ist fast baugleich mit der Größe S, nur dass das transparente Teil ungefähr doppelt so groß ist. Natürlich muss ich sofort nachschauen, ob der Aktivkohlefilter genauso viel Spiel hat. Das Loch in der Mitte des Filters ist aber nicht so groß, so dass der Filter deutlich besser sitzt. Zwar hat er minimal Spiel, das sollte aber nichts ausmachen: Groben Dreck hat der Vorfilter bereits herausgefiltert, „Kleinzeug“ wird direkt danach mit dem UV-Filter erledigt. Noch dazu bleibt der Filter normalerweise die ganze Zeit im Gehäuse und wird erst am Ende der Saison ausgetauscht.
Zusammengebaut mit dem Befestigungswinkel sieht der Filter so aus:
UV-C LED Wasserdesinfektionseinheit
Lieferumfang:
Mit dabei sind Schlauchanschlüsse für 10mm und 13mm Durchmesser. Sogar hochwertige Wago-Klemmen für den Stromanschluss sind dabei. Top!
Das Gehäuse aus Metall macht einen wirklich guten Eindruck! So mag ich das. :-)
Einbau und Funktionstest
So, also die Komponenten sind klar und können eingebaut werden. Ich starte mit den beiden fest eingebauten Filter, der Betankungsfilter ist unkritisch und kommt zum Schluss.
Aktivkohlefilter und UV-Filter
In meinem Wohnmobil gibt es eine Hauptwasserleitung vom Tank nach hinten unter die Spüle. Dort ist mehr als ausreichend Platz für die Filter. Noch dazu wird die Hauptwasserleitung genau dort auf die verschiedenen Wasserleitungen mit Y-Verbindern verteilt. Ich freue mich: Einfachere Bedingungen gibt es eigentlich gar nicht! In meiner kleinen Welt hatte ich folgenden Plan: Die Hauptleitung vom Y-Verteiler abklemmen, Filter dazwischen installieren und dann einfach das gefilterte Wasser wieder in diesen Y-Verbinder einspeisen.
Also schraube ich erstmal die Filter an die Wand. Beim UV-Filter ist das kein Thema, einfach mit vier Schrauben in der Rückwand befestigt, fertig. Das wird halten.
Beim Aktivkohlefilter mache ich mir zur Stabilität etwas mehr Gedanken. Er hat dann doch etwas Gewicht, wenn Wasser drin ist. Ich bin mir recht sicher, dass das dünne Holz der Rückwand recht schnell nachgibt, wenn ich den Befestigungswinkel direkt festschraube. Daher baue ich mir zuerst eine Montageplatte aus Siebdruckplatte, die die Kräfte besser aufnehmen und verteilen kann.
Das sieht dann schonmal so aus:
Die Platte wird halten. Allerdings bin ich noch nicht zufrieden. Das Filtergehäuse jetzt ist zwar richtig gut mit der Wand verbunden, aber durch den langen Hebel wackelt es ordentlich. Eine mittige Befestigung wäre vielleicht besser. Daher baue ich noch eine zusätzliche Halterung:
Damit sitzt der Filter richtig gut. Und die Befestigung sollte viele Kilometer, Vollbremsungen und Geländefahrten überstehen.
Also nächster Schritt: Leitung auf und Filter anschließen.
Tja, und da kommt das „Aber“. Ich will ja Trinkwasser haben. Und das Wasser auch trinken. Wenn ich mir aber das Innere des Schlauches anschaue, dann kommt mir das Grausen. Ich baue eine der Leitungen komplett aus und schaue mir das genauer an.
Das positive: Ich bekomme eine eindeutige Antwort auf die Fragen:
- Braucht man einen Wasserfilter im Wohnmobil?
- Muss man das Wassersystem im Wohnmobil reinigen?
- Kann man das Wasser aus dem Tank trinken?
Die Antwort zeigt dieses Bild:
Ja, eine Systemreinigung hatte ich auch auf der Agenda. Aber nach ein paar Versuchen ist es schnell klar: Da hilft auch kein Desinfektionsmittel mehr. Nur mechanisch lässt sich dieser Biofilm entfernen. Da kann ich aber auch gleich alle Wasserschläuche austauschen. Die Armaturen und den Boiler muss ich halt so gut wie möglich reinigen.
Es hilft nichts, ich muss weitere Tage der Elternzeit opfern…
Ein paar Tage später (der eigentliche Anschluss war wirklich in kürzester Zeit erledigt) sieht das Ganze so aus:
Wie viel Aufwand sollte man einplanen?
- Wenn man wirklich nur die beiden Filter einbauen will, dann sind 1-2 Stunden realistisch.
- Für die zusätzlichen Halterungen je nach Können und Perfektionsgrad ca. 1-7 Stunden
- Bevor das Aktivkohle-Filterelement eingesetzt wird, sollte man Zeit für eine gründliche Systemreinigung (zumindest Entkalkung, Desinfektion) einplanen.
Wasserfilter-Set Mobile Edition – Einbau
Einbauen muss man ihn ja eigentlich nicht. Einfach zwei Schlauchstücke an Ein- und Auslass anklemmen – vielleicht noch ’nen Gardena-Anschluss dran – fertig. Eine Viertelstunde sollte dafür reichen.
In Bezug auf den späteren Gebrauch aber möchte ich es mir einfacher machen. Zum einen: Wo soll ich den Filter abstellen? Ja ‚mobile‘ ist er. Aber ohne irgendeine Halterung würde er am Boden rumliegen / rumfliegen. Ich will’s ‚gscheit‘ haben und baue etwas dafür.
Der Hauptwassertank ist unter der Sitzbank hinter dem Beifahrersitz. Weil es mir vom Handling besser gefällt, hat der Wassertank bereits einen zusätzlichen Zulauf bekommen. Jetzt kann direkt über eine Gardena-Kupplung getankt werden.
Und jetzt wird gebastelt. Eine schnelle Lösung muss her, um endlich losfahren zu können:
Auf die Einstiegsschwelle beim Ducato 230 passt genau eine kleine Staukiste 20x30x12cm mit Deckel. Ich bohre bzw. säge passende Aussparungen in den Deckel, so dass der Filter gut darin steht und die Gardena-Kupplungen sauber verstaut sind. Ein paar Kabelbinder zur Befestigung reichen. Zum Betanken über den Filter müssen jetzt nur noch die Schläuche zusammengekuppelt werden und los geht’s.
So sieht das Ganze aus:
In dem Zuge habe ich alle Billig-Kupplungen entsorgt und bin komplett auf das Gardena-System umgestiegen. Hier ein paar Links zu den Haupt-Komponenten:
Regulierstop 13 mm
Langzeittest / Erfahrungen aus dem Wasserfilter Wohnmobil Test
Während des Testzeitraumes (10 Wochen, Südeuropa) konnten wir einige Erfahrungswerte sammeln, die ich hier gerne teilen möchte.
Das Positive vorweg
Das Filtersystem hat ohne Ausfall funktioniert und wir hatten immer* Trinkwasser zur Verfügung.
*Ausnahme: Man sollte kein salziges Wasser tanken… siehe weiter unten
Geschmack / Wasserqualität
Der Geschmack des Wassers ist trotz Aktivkohlefilter stark abhängig vom „Ausgangsmaterial“. Am besten hat uns immer Quellwasser geschmeckt.
Als Vergleich nehme ich mal einen Erfahrungswert aus den Urlauben davor, z.B. bei Wasser aus einem Dorfbrunnen auf Sardinien. Beim Zähneputzen habe ich gemerkt, dass ohne Wasserfilter das Wasser nach ein paar Tagen seinen Geschmack verändert / dass es „kippt“. Faustregel war: Nach einer Woche muss das Wasser unbedingt ausgewechselt werden. Das Wasser damals habe ich definitiv nicht getrunken.
Jetzt, mit dem Wasserfilter im Wohnmobil, ist das nicht passiert. Und mit dem Zusatztank war das Wasser oft 6-8 Tage alt.
=> Damit ein ganz klares: Test bestanden!
Wasserqualität beim Tanken abklären
Zur Standardfrage „Darf ich Wasser für das Wohnmobil tanken?“ (die man in der jeweiligen Landessprache drauf haben sollte), sollte man dann unbedingt noch eine zweite Frage stellen. Ein Wort reicht hier: „Trinkwasser?“. Ja, das durfte ich bei einem Hostel in San Vito Lo Capo lernen. Wir wurden superfreundlich empfangen und durften kostenlos Wasser tanken.
Aber irgendwas stimmte nicht mit dem Wasser. Es fühlte sich milchig an und schmeckte salzig… Erst dachten wir noch „naja, schmeckt hat anders und stark gewöhnungsbedürftig“, bald aber war klar: Da ist vermutlich Salzwasser reingemischt.
Seitdem kläre ich bei jedem Wassertanken die Qualität ab:
- „acqua potabile“ (Trinkwasser)
- „acqua per uso domestico“ (Wasser für den Hausgebrauch, z.B. Duschen)
- „acqua dolce“ (Süßwasser)
- „acqua di mare“ (Meerwasser)
Systemgrenze: PP-Filter im Betankungsfilter hat Spiel
Wie bereits beim ‚Ersten Eindruck‘ beschrieben ist der Filter nicht zentriert und hat dadurch deutliches Spiel. Wenn man den Filter herausnimmt, dann schafft man es nicht, ihn exakt gleich wieder einzusetzen. Damit ist die Wahrscheinlichkeit gegeben, dass zuvor herausgefilterte „Objekte“ dann doch im Tank landen.
Systemgrenze: Einschalten des UV-Filters
Das Licht im UV-Filter geht erst dann an, wenn über den Kontakt im Wasserhahn die Pumpe eingeschalten wird. Eines Abends ist mir aufgefallen, dass die Pumpe gar nicht anspringt, wenn ich den Wasserhahn in der Küche nur ein wenig aufdrehe. Das habe ich genauer untersucht. Die Armatur im Bad verhält sich anders. Wenn man sie langsam öffnet, wird zuerst der Stromkreis geschlossen und dann das Ventil geöffnet.
Bei der Küchenarmatur ist es etwas anders: Bei wenig Wasserabnahme wird konstruktionsbedingt nur in der Mittelstellung (heiß und kalt gleichzeitig) zuerst die Pumpe angesteuert bevor das Ventil geöffnet wird. Bei maximaler Auslenkung des Hebels (nur Kaltwasser oder nur Heißwasser) und geringem Durchfluss löst der eingebaute Schalter nicht aus.
Dadurch kann durch den noch vorhandenen Wasserdruck im System Wasser fließen, das nicht mit UV-Licht desinfiziert ist. Das fiese dabei: Das fällt erstmal nicht auf.
Also: Unbedingt bei allen Hebelstellungen überprüfen, ob erst die Pumpe läuft, bevor Wasser kommt. Sonst funktioniert der Filter nicht! Ansonsten: Am besten Armatur austauschen!
Druck / Durchfluss / Zeit beim Betanken
Der Betankungsfilter ist bis max. 15 Liter pro Minute laut Datenblatt ausgelegt. Viele Wasserleitungen können aber deutlich mehr. Ursprünglich hatte ich den Wasserzähler von Gardena nur als Gadget mitgenommen. Zum Glück, denn damit konnte ich den Durchfluss erstmal einstellen.
Bei vielen Tests von anderen Systemen wird die Betankungszeit bemängelt. Die rechnerischen Werte sind auch die realen Werte in der Praxis. Normalerweise ist das Wasser mit mindestens 10 l/min aus der Leitung gekommen, oft habe ich auch 15 l/min erreicht, hin und wieder auch deutlich mehr (nicht gemessen).
Einmal Volltanken bedeutet bei meinem Aufbau: 110 Liter Haupttank, 130 Liter Zusatztank, 10 Liter zum Filter spülen, macht in Summe 250 Liter. Bei 15 l/min sind das also 17 min, bei 10 l/min sind das 25 min. Für einen Standard-Wohnmobil-Tank mit 100l wären das also 7 bis 11 min.
Fazit: So gut wie kein Unterschied zum Betanken ohne Filter. Nur der Vorteil einer ‚ordentlichen‘ Leitung kann nicht genutzt werden. Hier gäbe es natürlich die Möglichkeit, 2 Filter parallel zu betreiben.
Ist das Wasser für Babynahrung geeignet?
Tja, gute Frage. Dass die Wasserqualität vom getankten Wasser abhängig ist, haben wir ja schon herausgefunden. Hier hat das Experiment aufgehört. Klar: Im Notfall hätte ich schon ein recht gutes Gefühl, aber bei einem Baby im Alter von 6-9 Monaten mache ich keine Experimente. Für den Kleinen gibt es vorerst weiterhin Wasser aus der Flasche, natriumarm und mit der Kennzeichnung „für die Zubereitung von Babynahrung geeignet“.
Der Wassertank wird kleiner
Naja, nicht direkt. Aber einen Punkt sollte man beim Autarkie-Gedanken berücksichtigen: Pro Tag braucht man bei zwei Personen 4-5 Liter mehr, da jetzt auch das Trinkwasser aus dem Tank kommt. Bei einer Woche Unabhängigkeit bedeutet das ein Volumen von 35 Litern. Das hatte ich ehrlich gesagt gar nicht auf dem Schirm. Zum Glück hatte ich den neuen Zusatztank nach dem Motto „viel hilft viel“ ausgewählt. :-)
OK, und jetzt noch zur spannenden Frage:
Wie sehen die Wasserfilter nach 2 Monaten Test im Wohnmobil aus?
Schauen wir uns das mal von hinten nach vorne an:
Zuerst einmal angefangen beim Wassertopf: Da ist erstaunlich wenig Kalk drin! Daheim müssen wir mindestens 2 mal pro Woche entkalken. Mit dem Wasserfilter im Wohnmobil nur alle 3-4 Wochen.
Den UV-Filter können wir außen vor lassen, da gibt’s nichts zu sehen.
Der Aktivkohlefilter und das Gehäuse:
Auffällig ist irgendwas rostbraunes an der Außenseite (also vor dem Filter). Hmm, das sollte ja eigentlich nicht sein, da das Wasser immer über den Vorfilter betankt wurde. Aber das klärt sich gleich auf…
Im Filtergehäuse liegt etwas Aktivkohle rum, ansonsten ist das Gehäuse sehr sauber.
Wassertank
Der Wassertank schaut sehr sauber aus. Bei vorherigen Reisen war auch bei perfektem Wasser immer zumindest eine Kalkschicht vorhanden. Jetzt sieht er wie frisch gereinigt aus.
Bis auf eine Ausnahme: Es schwimmen eine Menge rostbraune Teile rum, ich würde sie als ‚Flocken‘ bezeichnen. Im Wasser sehen sie recht groß aus, auf einem Tuch allerdings ist’s dann nur ein kleiner Fleck.
Und die Schuldige ist auch schnell gefunden: mittendrin hängt eine Kette herunter. Ich vermute mal, dass daran der Stöpsel mal befestigt war. Ich hatte diese Kette einfach hängen lassen und wollte sie bei Gelegenheit mal abmontieren. Jetzt liegt ein Teil der Kette am Boden: Durchgerostet. Und damit erklären sich auch die rostbraunen Flocken.
Vorfilter „Wasserfilter Set Mobile Edition“
Auch wenn ich anfangs von dem Filter nicht wirklich begeistert war, weil die Zentrierung des Filterelements so optimierungsbedürftig ist, hier zeigt sich ein wahrer Held.
OK, die Farbe des Filters habe ich unterwegs ja schon gesehen. Aber erst jetzt, wo ich das Gehäuse aufmache, sehe ich den Nutzen im vollen Umfang:
Der Filter ist richtig braun und im Gehäuse schwimmt einiges an Dreck herum. Das ganze Zeug hätten wir ohne den Filter im Tank gehabt!
Die groben Partikel sind schnell weggespült. Aber das, was da an der Wand vom Filtergehäuse klebt, ist mit einfachem Wasser nicht wegzubekommen. Nach etwas rubbeln ist es ganz klar: Das ist wieder so ein Biofilm, wie er vorher im gesamten Leitungsnetz war:
Und nachdem das Filtergehäuse vom Aktivkohlefilter so sauber war, schließe ich darauf, dass dieser Vorfilter perfekt funktioniert hat. Er hat nicht nur den groben Schmutz, sondern auch schleimige Bakterien herausgefiltert.
Damit ist eines klar: Wasser wird auch zukünftig – egal aus welcher Wasserquelle – nur noch über den Filter getankt!
Fazit
Das Fazit ist recht klar: Das Wasserfiltersystem von WM Aquatec hat funktioniert. Leider habe ich keine Laborwerte, die eine Trinkwasserqualität bestätigen…
- Grober Dreck und Bakterien wurden schon mit dem ersten Filter herausgefiltert.
- Das Wasser hatte auch nach mehreren Tagen immer noch den gleichen Geschmack wie am ersten Tag.
In den 10 Wochen hätten wir zu zweit ca. 280l Trinkwasser aus Flaschen gebraucht. Damit haben wir ca. 190 große Plastikflaschen eingespart.
Würde ich das System wieder einbauen? Klares Ja.
Kann ich das System weiterempfehlen? Ja. Mit einer kleinen Einschränkung: Das Handling des Vorfilters ist optimierungsbedürftig. Ein Update dazu wird folgen.
Wo kann man die Wasserfilter kaufen?
Damit du nicht lange suchen musst, verlinke ich dir hier die Komponenten auf Amazon.
Filtergehäuse Größe S mit 1µm PP-Filter. Damit bleibt beim Betanken der Wassertank sauber.
Zum Angebot auf AmazonEs schadet nicht, gleich einen Ersatzfilter mitzubestellen und auf Reisen mitzunehmen.
Zum Angebot auf AmazonErhältlich sind unterschiedliche Größen, man kann auch mehrere Netze kombinieren so dass es schließlich zur Tankgröße passt.
Zum Angebot auf AmazonWenn genügend Platz ist, möglichst gleich das große Gehäuse (M) nehmen, damit der Filter mehr Leistung hat.
Zum Angebot auf AmazonFiltereinsatz, sollte zumindest jede Saison gewechselt werden.
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